Interview in den Eimsbütteler Nachrichten

Mittlerweile aus Eimsbüttel nicht mehr wegzudenken: Rindchen’s Weinkontor im Stellinger Weg. Kontorleiterin Miriam Prodöhl im Gespräch mit Ann-Katja Gebauer.


> Miriam Prodöhl, wie fühlen Sie sich als Frau in einer Männerdomäne?

Großartig! Weil zumindest in meiner Generation Wein genauso Frauensache ist. Klar, in den Köpfen ist noch dieses Bild des strengen, älteren Weinhändlers, hinter dem ehrfürchtig aufgereiht Weinflaschen mit komplizierten Namen stehen – aber das ändert sich rasant. Und das ist auch gut so.

> Beraten Frauen ihre Kunden anders als Männer?

Wenn wir von Rindchen’s Weinkontor sprechen: Diesen Oberlehrertyp mit dem dünkelhaften Blick gibt es bei uns nicht. Darauf passt schon Gerd Rindchen auf. Doch neigen meine männlichen Kollegen gelegentlich dazu, Kunden mit ihrem Wissen zu beeindrucken. Mir geht es in erster Linie darum, Menschen für Wein zu begeistern – einfach, weil ich selbst begeistert bin. Das Wissen habe ich als ausgebildete Sommelière, die noch dazu ein halbes Jahr auf einem Weingut in Südafrika gearbeitet hat, selbstverständlich auch drauf. Aber entscheidend beim Wein ist doch, was mit Nase und Gaumen passiert – nicht, was auf dem Etikett steht.

Miriam Prodöhl
Konterleiterin Miriam Prodöhl

> Welche Weine begeistern Sie denn selbst am meisten?

Alle hier! Das klingt professionell, ist aber ernst gemeint. Wir sind ja verglichen mit anderen Rindchen Kontoren recht klein. Darum gönnen wir uns den Luxus, uns nur mit unseren Lieblingen zu umgeben. Jeder Wein ist sozusagen Miriam- proofed. Aber klar hängt mein Herz an Südafrika. Mir ist bei Rindchen das Glück vergönnt, regelmäßig als Weinreise-Leiterin mein Traumland zu besuchen – sowas prägt auch den Gaumen. Meine zweite Liebe sind deutsche Weißweine. Was gerade die jungen Winzerinnen und Winzer in Rheinhessen oder der Pfalz in die Flaschen zaubern, ist schon phänomenal. Und das für vergleichsweise kleines Geld, weil bei uns nicht der große Name zählt, sondern ausschließlich der Genuss.

> Um mal die klassische „Frauenfrage“ zu stellen: Was haben Sie was andere nicht haben?

Das möchte ich erst mal für alle Weinfachgeschäfte hier in Eimsbüttel beantworten: Wer sich nicht mit Massenware von Großabfüllern zufrieden geben will, sondern individuelle, handgemachte Weine von kleinen Weingütern mit Herzblut mag, der ist bei uns richtig. Und zu uns speziell: Unsere Kunden können nahezu jeden Wein im Kontor probieren! Dann haben wir von unserem Vorgänger – dem vielbetrauerten Kult-Fischhändler Schlüter – die Tradition des Mittagstisches übernommen. Na ja und dann gibt es unsere Themen-Tastings, die Ladies-Night, unseren unschlagbaren Fahrrad-Bringdienst und, und, und – all das mitten im Viertel in nachbarschaftlicher Atmosphäre.

> Nun haben Sie persönlich für die Leser der Eimsbütteler Nachrichten ein Weinpaket zusammengestellt und mit einem fetten Rabatt versehen. Bauernfängerei?

Der letzte Landwirt in Eimsbüttel war meines Wissens der Bauer Tegetoff – und von dem ist nur ein Straßenname geblieben. Das Paket versammelt einige meiner derzeitigen Favoriten. Der Preis ist eine Hommage an alle Eimsbütteler Weinfreunde – und besonders an die, die uns noch nicht kennen!


Aus dem Interview (2016) mit mir in den Eimsbütteler Nachrichten